Kreisarchäologie Archäologie im zentralen Elbe-Weser-Dreieck

Kreisarchäologie untersucht mittelalterliches Dorf zwischen Ebersdorf und Alfstedt

Zwischen der Feldmark von Ebersdorf und Alfstedt befand sich im Mittelalter ein Dorf mit dem Namen „Horectorpe“, „Herchdorf“ oder „Harsdorf“. Baubegleitende Untersuchungen der Kreisarchäologie konnten nun Teile davon freilegen.

Menschliche Eingriffe in den Boden erhalten sich als sichtbare Spuren über Jahrtausende. Wenn jedoch heutige Baumaßnahmen in einem solchen Gebiet stattfinden, können sie diese Spuren unwiederbringlich zerstören. Daher untersucht die Kreisarchäologie derart historisch sensible Bereiche entweder baubegleitend oder im Vorfeld von Baumaßnahmen.

So war die Kreisarchäologie auch zwischen Ebersdorf und Alfstedt tätig, als eine Zufahrt zu einem Wohnhaus gebaut werden sollte. Dass hier archäologische Strukturen zu erwarten waren, kannte man aufgrund von früheren Ausgrabungen seit 2004, bei denen Reste eines germanischen Dorfes aus den ersten Jahrhunderten n. Chr. angetroffen wurden.

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Das Team der Kreisarchäologie dokumentiert die Spuren des mittelalterlichen Dorfes.
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Ein mittelalterlicher Brunnen wird von der Kreisarchäologie freigelegt. In der Bildmitte sind noch erhaltene Holzreste erkennbar.

 

Schon August Bachmann vermutete hier das mittelalterliche Dorf Horectorpe“, so Kreisarchäologe Dr. Stefan Hesse. „Sichere Hinweise auf die Lokalisierung hatten wir aber bislang nicht, was die jetzt freigelegten Strukturen umso wichtiger macht.

Neben Siedlungsgruben konnte auch ein Brunnen ergraben werden. Da seine tiefer im Boden liegenden Bereiche immer mit Wasser bedeckt waren, haben sich sogar Holzteile erhalten, die im Idealfall jahrgenau datiert werden können. Hierfür sollen demnächst Proben in ein Labor für Dendrochronologie geschickt werden. „Wenn genug und aussagekräftige Jahrringe am Holz vorhanden sind, kann das genaue Fälldatum des Baumes und vielleicht sogar die Jahreszeit bestimmt werden“, hofft Dr. Hesse.

Über das Dorf Horectorpe ist bislang nur wenig bekannt. Es wurde erstmals 1272 zusammen mit Alfstedt als Besitz des Bremer Erzbischofs erwähnt. Horectorpe scheint im 15. Jahrhundert nicht mehr bestanden zu haben, da es im „Vörder Register“ aus der Zeit um 1500 als „wüst“, also als „verlassen“, bezeichnet wurde. Bislang ist unbekannt, wann der Ort gegründet und warum er aufgegeben wurde. Denkbare Ursachen für das Verlassen des Dorfes sind Krieg, Missernten, Hungersnöte oder Seuchen. Das „Vörder Register“ gibt die drückende Last von abzuleistenden Diensten an, die die Bauern zur Aufgabe der Bewirtschaftung der eigenen Felder zwang.

Weiterhin ist von besonderem Interesse, ob die Siedlung kontinuierlich seit der germanischen Zeit bestand, oder ob der Ort erst im Mittelalter gegründet wurde. Antworten auf diese Fragen erhofft sich Dr. Hesse unter anderem von der Auswertung des Fundmaterials.

An diesem Beispiel zeigt sich abermals, wie Dr. Hesse bereits in der erst 2012 erschienen Ortschronik für Alfstedt schrieb, dass die Geschichte der Orte Ebersdorf und Alfstedt nicht abgeschlossen ist, „sondern sich im ständigen Fluss der geschichtlichen Erkenntnis befindet“.